Canabisblatt, Schüssel, Pumpflasche und Dose auf gelbem Grund
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HINTERGRUNDWISSEN

Wirkung von CBD – Wundermittel oder Werbehype?

CBD soll den Blutzucker senken, Schmerzen und Entzündungen lindern, gegen Schlafstörungen und vieles mehr helfen. Was ist dran an den Superkräften?

Ein Trend auf Instagram: Tampons mit CBD-Öl beträufeln und Regelschmerzen lösen sich angeblich in Luft auf. In den USA gibt’s sogar Cafés, die CBD-Kaffee anbieten und auch Cocktails, Eis oder Gummibärchen mit CBD sind dort beliebt. Hersteller:innen bewerben ihre CBD-Produkte als wahre Wundermittel: Ob Darmentzündung, Psoriasis, Depression, Migräne, PMS, Angststörungen, Rheuma, Schlafstörungen und Bluthochdruck – gegen all diese Erkrankungen soll CBD in Form von Kapseln, Tropfen oder Kaugummis angeblich Heilkräfte entfalten. So kursieren auch einige Werbebotschaften, dass CBD angeblich eine positive Wirkung auf Diabetes haben soll. Doch was ist CBD genau und hilft der Wirkstoff tatsächlich gegen allerlei Beschwerden? 

Hier kommt der Faktencheck!

Was ist CBD?

CBD ist ein natürliches Cannabinoid, dass in der weiblichen Hanfpflanze (Cannabis sativa, Cannabis indica) in hohen Konzentrationen enthalten ist. Viele Menschen verbinden den Begriff Cannabis mit Drogenkonsum. Doch im Gegensatz zum berauschenden und süchtig machenden THC (Tetrahydrocannabinol), auch ein Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, verursacht CBD kein Rauschgefühl.Das lässt sich durch die Art und Weise erklären, wie CBD im Körper wirkt. Als lipophiles (fettlösliches) Molekül, verteilt sich CBD gut im ganzen Körper und im zentralen Nervensystem. Im Gegensatz zu THC aktiviert CBD dort aber keine Signalwege, die ein Rauschgefühl verursachen können. Eine Studie konnte zudem zeigen, dass der langfristige Konsum von Getränken versetzt mit reinem CBD keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat – allerdings auch keine positiven.2

Wie und wo erhält man CBD?

In Deutschland darf CBD zwar als Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik verkauft werden, nicht aber als Lebensmittel oder freiverkäufliches Arzneimittel. CBD-Produkte findet man in Drogerien, Supermärkten und im Online-Handel meistens in Form von Kapseln, Ölen oder auch als Kaugummis. CBD-Öle enthalten in der Regel Extrakte der Pflanze inklusive Blüten und Stängel. Diese Extrakte werden in Speiseölen wie Sonnenblumenöl und Olivenöl, oder in Hanfsamenöle gemischt. CBD-Öle werden auch in kleinen Flaschen angeboten, die je nach Hersteller sogar bis zu 30 % CBD enthalten sollen. Eine teure Angelegenheit – manche 100 ml Fläschchen kosten rund 300,- Euro. CBD-Produkte sind nicht zu verwechseln mit Lebensmitteln, die Hanfsamen oder Hanfblätter enthalten. Diese sind als Zutaten für Lebensmittel erlaubt. 

Hat CBD eine Wirkung?

Trotz der stetig wachsenden Zahl an Studien ist die Wirkung von CBD beim Menschen nicht abschließend untersucht. CBD wurde zwar für die Behandlung einer seltenen Epilepsieform bei Kindern zugelassen3, dabei geht es aber um ein streng reguliertes Medikament mit viel höherer CBD-Konzentration als in Nahrungsergänzungsmitteln. Gerade hier muss eine wichtige Unterscheidung getroffen werden. Denn Studien zu CBD-haltigen Medikamenten sagen nichts darüber aus, wie wirksam CBD als Nahrungsergänzungsmittel ist.

Es gibt momentan keine Studien, die den Nutzen von CBD als Nahrungsergänzungsmittel belegen können. Die Verbraucherzentrale hingegen rät klar davon ab, CBD-haltige Produkte zu verwenden. Sie warnt vor gesundheitlichen Risiken und gibt an, dass viele Produkte unter falscher Bezeichnung ohne Zulassung verkauft werden.4 Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sagt sogar, ihnen „ist derzeit keine Fallgestaltung bekannt, wonach Cannabidiol (CBD) in Lebensmitteln, also auch in Nahrungsergänzungsmitteln, verkehrsfähig wäre“.5

CBD-Öl, das oft als blutzuckersenkend bei Menschen mit Diabetes beworben wird, ist hier ein gutes Beispiel. Theoretisch darf CBD-Öl im Gegensatz zu dem streng verschreibungspflichtigen THC-Öl, das bei starken Schmerzen eingesetzt wird, kaum oder gar kein THC (maximal 0,2 %) enthalten. In der Praxis sieht die Sache aber etwas anders aus, denn Nahrungsergänzungsmittel werden nicht annähernd so streng kontrolliert wie Medikamente oder Lebensmittel. Eine Analyse von 362 hanfbasierten Produkten (hauptsächlich CBD-Öle) auf dem deutschen Markt zeigte, dass 11% davon THC-Werte in schädlicher Dosis (über 2,5 mg/Tag) enthielten. Außerdem hatten alle untersuchten Produkte in einer Form gegen europäisches Lebensmittelrecht verstoßen.6 Die Sicherheit und Reinheit kommerzieller CBD-Produkte ist daher aufgrund fehlender Regulierungen und Kontrollen mehr als fragwürdig. 

Fazit: CBD kann nicht halten, was es verspricht

CBD ist zum einen nicht der harmlose Pflanzenstoff, als der er von den Hersteller:innen angepriesen wird. Ärztliches Fachpersonal und Verbraucherschützer:innen schätzen Cannabidiol weiterhin als pharmakologisch wirksame Substanz ein. Die Stiftung Warentest hält zudem keines der getesteten Produkte für empfehlenswert und bemängelt, dass es für die positive Wirkung der überteuerten Produkte keine fundierten wissenschaftlichen Belege gibt.7

Besser also, man fokussiert sich auf wissenschaftlich bewährte Methoden wie eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung, um seine Gesundheit zu stärken, statt viel Geld für umstrittene Inhaltsstoffe auszugeben, die im schlimmsten Fall sogar zu negativen Auswirkungen führen können.

1: Golombek P, et al. Conversion of Cannabidiol (CBD) into Psychotropic Cannabinoids Including Tetrahydrocannabinol (THC): A Controversy in the Scientific Literature. Toxics. 2020; 8(2): 41. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7357058/
2: Ramani A, et al. Daily cannabidiol and L-theanine beverage consumption does not alter anxiety, fatigue, cognitive function, or natural killer cell function: A randomized, controlled trial in healthy, young adults. Brain Behavior and Immunity Integrative 2024; 5,100045. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2949834124000011?via%3Dihub
3: Gemeinsamer Bundesausschuss. Dossier zur Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Stand 30.11.2023. https://www.g-ba.de/downloads/92-975-7197/2023_11_30_Modul2_Epidyolex.pdf
4: Verbraucherzentrale. Vorsicht bei Lebensmitteln mit dem Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD). Stand 18.10.2023. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/vorsicht-bei-lebensmitteln-mit-dem-hanfinhaltsstoff-cannabidiol-cbd-43455.
5: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Hanf, THC, Cannabidiol (CBD) & Co. https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/04_AntragstellerUnternehmen/13_FAQ/FAQ_Hanf_THC_CBD/FAQ_Cannabidiol_node.html
6: Lachenmeier D, et al. Are adverse effects of cannabidiol (CBD) products caused by tetrahydrocannabinol (THC) contamination?. F1000Res. 2019;8:1394. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7029751/
7: Stiftung Warentest. Was Kapseln und Öle mit CBD taugen. Stand 26.01.2021. https://www.test.de/Produkte-mit-Hanf-Was-taugen-Kapseln-und-Oele-mit-CBD-5706119-0/

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